2016 / I
GUTE REISE
Das Luzerner Theater ist in einer Umbruchphase.
Bald wird über ein neues Haus abgestimmt, und
dann ist die Frage, was mit dem altehrwürdigen
Bau geschehen wird. Näher stehen Abbruch und
Neubau allerdings im Organisatorischen: Direktor
Dominique Mentha verabschiedet sich mit dem
Ende dieser Spielzeit nach zwölf Jahren von
Luzern, und ein neuer, Benedikt von Peter, kommt.
Mentha hat am Sonntag mit seiner Inszenierung
von – und was könnte passender sein –
Gioacchino Rossinis Dramma giocoso „Il viaggio
a Reims“ seinen Abschied eingeläutet.
Rossinis Gelegenheitswerk zur Krönung Karls X.
hat für diese neue Gelegenheit, die zwar nur das
Königreich Theater betrifft, das aber immerhin die
Welt bedeutet, eine Bearbeitung erfahren. Für das
Finale der Oper, die zur Abschiedsparty mutiert,
zeigt sich das Opernensemble im Clownskostüm,
und auch Rossinis Ballettmusik klingt ein wenig
nach Zirkus.
Bericht hier im PDF.
ORCHESTER IN EINER EIGENEN LIGA
Sie haben wichtige Positionen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur, und irgend-
wann haben sie sich entschieden, Verantwortung in diesen Bereichen ihrem musikalischen Eifer und Talent den Vorzug zu geben. Und jetzt geben sie, musikalisch talentierte Freunde der Orpheum-Stiftung, doch alles auch hier in einem Orchester, zu ihrer eigenen Lust und für eine gute Sache. Sie haben sich zum Orpheum Supporters Orchestra zusammen gefunden, um die jungen Solisten der Orpheum-Stiftung zu begleiten – mit beachtlichem Können und so viel eigener Dynamik, dass an diesem Abend im vollen Tonhalle-Saal nur die jungen Orpheum-Solisten ein wenig aus dem Scheinwerferlicht rückten. Bericht am 23. April in
„Der Landbote“ und ZRZ und hier im PDF.
„LA TRAVIATA“
Wohl nicht die stärkste Aufführung,
aber doch die Begegnung mit einer
der bewegendsten Opern überhaupt
– und dann doch auch: mit einem
Vollbluttenor für Alfredo Germont, dem
Mexikaner Marco Antonio Rivera.
Die Kammeroper Köln gastiert noch
bis 2.4. im Theater Winterthur. Der
Bericht dazu im „Landboten“ vom
2. 4. und hier im PDF.
Zum Werk: Mein Essay für die
Volkshochschule: PDF
WAS HEISST DA SUPERSTAR?
Lloyd Webbers allbekannter Superstar-Song explodiert im Look des Unterhaltungsbusiness auf der Showtreppe heutiger Prägung, und ganz Bibelbild und musiklos folgt dann die Kreuzigungsszene: Die Autoren haben den Jubel mit dem Superstar-Song als schönfärberisches Wohlfühl-Christentum denunziert. Für die Wirklichkeit des Gekreuzigten gibt es dann nur noch die Schläge des Hammers, die Schmerzenslaute und das gemeine Gelächter der Soldaten. „Jesus Christ Superstar“ ist eine hintergründige Erzählung der alten Geschichte – das zeigt nun eindrücklich auch die in Zürich gastierende englische Produktion. Mehr dazu hier im PDF.
„DIE SIEBEN LETZTEN WORTE“
Kammermusik statt Bühne: Ein
Kontrastprogramm mit den „Sieben
letzten Worten“ bietet ein Kammermusik-
konzert am 4. April in der Kirche St. Peter.
Hier gibt es nicht den Darsteller am Kreuz,
der mit brechender Stimme die berühmten
Bibelworte zitiert, sondern die reflektieren-
de Musik von Joseph Haydn aus dem
18. Jahrhundert und die Klangsprache von
Alfred Felder aus unserer Gegenwart,
gespielt von nur vier Instrumentalisten des
Winterthurer Streichquartetts, und es gibt
den reflektierenden Text von Adolf Muschg
– dort die „Passion“ mehr als emotional
vereinnahmendes Geschehen, hier mehr
als Klangraum, der sich dem Eintretenden
gemäss eigenem Kompass öffnet.
Dazu eine Vorschau: PDF.
„EVITA“ – TANZ UM DIE MACHT
Die Staatsoperette Dresden gastiert im Theater Winterthur mit Andrew Lloyd Webbers „Evita“,
gemeinhin Musical genannt, genauer Rockoper und jedenfalls ein spannendes Stück Musiktheater. Das haben längst auch städtische und staatliche Bühnen bemerkt: Zu erleben ist eine in jeder
Hinsicht adaequate, szenisch-musikalisch intensive Umsetzung der deutschsprachigen Fassung.
Bericht am 19. 3. in „Der Landbote“ und ZRZ sowie hier im PDF.
BELLINIS „NORMA“ FÜR ALLE ZEIT
Soviel ist schon einmal klar. Der Weg ins
Theater St. Gallen ist allen Opernfreunden zu
empfehlen, die starke Stimmen und intensive
sängerische Gestaltung für die Hauptsache der
Musikdramatik halten. Rollendebüts prägen den
Abend: Martin Muehle (Pollione), Levante Pall
(Oroveso), Alessandra Volpe (Adalgisa) und vor
allem Yolanda Auyanet (Norma) machen die
Inszenierung zu einem Highlight der Belcanto-
Saison. Das italienische Inszenierungsteam um
den Regisseur Andrea Belli situiert die Geschichte
in der Zeit der Entstehung der Oper und somit
erhellend im italienischen Risorgimento.
Am selben Abend hatte Bellinis Meisterwerk auch
im Luzerner Theater Premiere. Dort gibt es, wie
die Bilder zeigen, blutiges Handwerk sowie
Teddybären, die Priesterin mit schwarzem und
weissem Gefieder und andere Symbolik auf der
Bühne – in Kontrastprogramm also.
Zur St. Galler „Norma“ am 14. 3. in „Der Landbote“
und ZRZ sowie hier im PDF.
KINOPERA
Wie fühlt sich ein Opern-
besuch im Kino an? Wird
der Kinosaal zum Opern-
haus, wenn eine Auf-
führung in der Opéra Paris
direkt nach Zürich ins Le
Paris übertragen wird?
Beim Besuch im Kino, das
sich schräg gegenüber dem
Opernhaus Zürich befindet,
zeigte sich jedenfalls, dass
es operntypische Momente
gibt, die auf einer DVD kaum
festgehalten werden.
PDF hier.
KINDER, KINDER! – EIN KONTRASTREICHES WOCHENENDE
Am Freitag wurde im Theater Winterthur die neue Familienoper aus der Taufe gehoben. Eingeladen waren Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren, und für beide gab es die Traumgeschichte des Teddybären aus H. U. Segers Kinderbuch „Reise nach Tripiti“, das der Komponist Fabian Künzli, die Librettistin Pamela Dürr und die Regisseurin Nina Russi behutsam in die Gegenwart geholt und sehr schön für die Bühne adaptiert haben: für jedes Alter eigentlich.
Im Opernhaus hatte am Samstag Henry Purcells Semi-Opera „King Arthur“ Premiere. Der Regisseur Herbert Fritsch wünschte sich, dass die Zuschauer das Stück erleben, als wenn sie noch-
mal Kinder wären. Glücklich, wem dies gelungen ist und sich nicht einfach unter Niveau unterhalten fühlte! Mit dem Kind sich zu solidarisieren, auch dem Kind in sich, ohne die wirkliche Lebensperspektive zu verleugnen, das ging bei der „Reise nach Tripiti“, die – „kindische“ Schauspielerei hingegen war eine Anstrengung des Erwachsenentheaters.
Berichte zu den beiden Produktionen am 29. 2. in „Der Landbote“ und ZRZ sowie im PDF hier: „Reise nach Tripiti“; Probenbericht zu „Reise nach Tripiti; „King Arthur“
TONHALLE: GROSSE MUSIK AUS PREKÄREN ZEITEN
Elgar sah mit dem Ersten Weltkrieg eine Welt versinken, Schostakowitsch hatte eben die Ära Stalin hinter sich, leider aber nicht den Terror der Kulturpolitik in der Sowjetunion. Elgars Violinkonzert und Schostakowitschs 10. Sinfonie gehören bösen Zeiten an, aber stark in ihnen ist auch die künstlerische Selbstbehauptung, elegisch in Elgars Violoncello-Konzert, mit gehämmerten Initialen in Schostakowitschs 10. Sinfonie. Das Tonhalle-Orchester unter der Leitung von Krzysztof Urbanski und mit Sol Gabetta lässt zwei epochale Werke in voller Leuchtkraft glühen.
Bericht am 26. 2. in „Der Landbote“ und ZRZ sowie hier im PDF.
EINE BÜHNE UND EIN ENSEMBLE FÜR VERDI
„Un ballo in maschera“ ist eines der grossen Verdi-Stücke und ein grosser Brocken für jede Bühne. Aber das Theater Bern hat den Chor und das Orchester, das es braucht, eine Regisseurin, die sich mit feinem Gespür für die stilistische Besonderheit und die tiefe Menschlichkeit dieser Oper hinter das Werk stellt. Und ja, Sänger braucht die Oper: Hervorragende Rollengestaltung prägt den Abend mit Miriam Clark (Amelia), Alessandro Liberatore (Riccardo), Juan Orozco (Renato) und den anderen. Und nicht zuletzt ist der Dirigent Kevin John Edusei eine Hauptfigur einer Oper, die unter die Haut geht. Mein ausführlicher Bericht dazu hier im PDF.
ELGAR UND DIE JÜNGEREN
Ein spannendes Programm brachte
nicht nur einen grossen Hit aus der
englischen Musikwelt in einer
stimmungsvollen Interpretaion ins
Winterthurer Sadthaus – Steven
Isserlis spielte Edward Elgars
Violoncello-Konzert –, es war ein
durch und durch britischer Abend
und die Stunde der Streicher des
Orchesters. Sie flankierten Elgars
Solo-Konzert mit Werken für
Streichorchester der Nachfolge-
Generation und zeigten sich sozu-
sagen als Solisten in corpore und in
Bestform mit Michael Tippetts Con-
certo für zwei Streichorchester
und Benjamin Brittens Variationen
über ein Thema von Frank Bridge.
Bericht am 1. 2. im „Landboten“ und
hier im PDF.
IN ALTER FRISCHE: HERBERT BLOMSTEDT IN DER TONHALLE
Keine Spur von Altersbedächtigkeit im Konzert des Tonhalle-Orchesters dieser Woche: Herbert Blomstedt, der 88-jährige schwedische Dirigent, witzelt mit der Avantgarde seiner Zeit und gibt Dvorak die federnde Kraft. Hat man seine Neunte schon besser gehört?
Bericht am 29. 2. 2016 in "Der Landbote" und ZRZ sowie hier im PDF
FROHE FESTTAGE UND EIN GLÜCKLICHES NEUS JAHR – MIT ORPHEUS
(BILD: FLORENZ, UFFIZIEN, DECKENMALEREI)
Empfehlungen für Opernbesuche über das lange Wochenende. Musikliebhaber, die eine klang-
volle, dramatische und oder unterhaltsame Fermate in den Kalender um den Jahreswechsel
setzen möchten: „Turandot“ im Opernhaus Zürich, „West-Side Story“ im Theater St. Gallen,
„Les Bavards“ und „Trial by Jury“ im ZKO-Haus.
PREMIERE DER OPERA BOX: Bericht am 30. 12. im „Landboten“ und hier im PDF.
ARCHIV
Copyright:
Der Landbote / ZRZ /
Herbert Büttiker
Giuseppe Verdi und „La Traviata“
Das SKRIPT der Vorlesung an
der Volkshochschule Winterthur.
Themen sind:
-Von Marie Duplessis zum Roman
und vom Schauspiel zur Oper
-„La Traviata“ und Verdis Biografie,
die Entstehung der Oper
-Form und Sinn – die solite forme,
Dramaturgie und Musikdrama
Lesen als PDF
„La Traviata“ im Opernhaus: PDF
Bild: © Theater SG / Andreas J. Etter
Bild: © Herbert Büttiker, 2015
Bild: © Opernhaus / Judith Schlosser
Bericht PDF
Bilder: © Thomas Entzeroth
IGOR LEVIT
Das Tonhalle-Konzert am Mittwoch
verbündete im Zeichen Beethovens
den grossen Altmeister der Dirigenten-
zunft Bernard Haitink und den noch
jungen, aber schon abgeklärt reifen
russischen Pianisten Igor Levit.
Am Wochenende ist er ebenfalls in
der Tonhalle in der Duo-Partnerschaft
mit Julia Fischer zu erleben. Sie führen
in drei Konzerten Beethovens sämtliche
Violinsonaten auf.
Bericht am 8. 1. Im „Landboten“
und hier im PDF.
Bild: pd
MUSICAETERNA HÖREN UND SEHEN
Wenn Zerbrechlichkeit zelebriert wird, wird sie
zum handfesten Kalkül. Patricia Kopatchinskaja
und Teordor Currentzis mit seiner Musicaeterna
sind unterwegs mit der Sehnsucht nach einem
besonders engagierten und erfüllten „authentischen“
Musizieren, und sie haben dafür das Metier, das
ihnen scheinbar alles erlaubt: ausgedünntes Piano,
berstendes Forte, horrende Tempi, straffe Rhythmik,
weichste Phrasierung. Auf dem Podest kippt all dies,
– nicht nur, aber auch weil es als Veitstanz am
Instrument und auf dem Dirigentenpodium auch
optisch aufdringlich ist – ins Manierierte.
Bericht über das Konzert in der Tonhalle und die
neue CD heute im „Landboten“ und hier im PDF.
GLANZ UND MELANCHOLIE
Tschaikowsky zieht Melodie um Melodie
aus seinem Zauberkasten, dem auch dunkle
Wolken, melancholische Geister und bunte
Vögel entschweben. Ein Genuss ist dieser-
Ballettabend tänzerisch wie musikalisch.
Das Musikkollegium im Graben ist grosse
Klasse, und die Bühne zeigt, allein schon
von der bildschönen Ausstattung her, grosses
Theater. Aus „Dornröschen“ hat Youri Vamos
eine Geschichte über eine verlorene Welt der
Unschuld und Grazie gemacht. Fragt sich, ob
Zar Nikolaus II. und seine Familie dafür das
richtige Personal war. Man möchte es glauben,
wenn man das barbarische Ende bedenkt, das
die Oktoberrevolution den Romanows bereitete.
Spannend jedenfalls ist die historische
Begebenheit um die letzte Zarentochter.
Diese träumt sich ins Palais zurück und
Divertissement für Divertissement taucht man
mit dem traurigen Kind gern und nicht ohne
Nostalgie ein in ein tänzerisch-musikalisches
Märchenreich.
Bilder: © Jochen Klenk
DER ENGEL DER APOKALYPSE
„Danse de la fureur pour les sept trom-
pettes“ lautet Olivier Messiaens Über-
schrift zum 6. Satz seines „Quatuor pour
la fin du temps“, und wie man sie hört,
die Trompeten, oder vielleicht doch eher,
in den Unisono-Stössen des Quartetts,
die Posaunen. Der Satz, der dem siebten
Engel der Apokalypse gewidmet ist, ist
zugleich der illustrativste: ein Höhepunkt,
ja, doch ein Höhenflug war die Auffüh-
rung in der Reihe „Musikkollegium im
St. Peter“ in Zürich mit Andreas Otten-
samer (Klarinette), Roberto Gonzalez
Monjas (Violine), Cäcilia Chmel (Cello)
und Alice Sara Ott (Klavier) von den
Vogelrufen im 1. Satz bis zu den eksta-
tischen Höhen der Violine im 8.
Bericht am 18. 1. im „Landboten“ und
hier im PDF.
IN DER WELT ZU HAUSE – DAS SYMPHONY ORCHESTRA OF INDIA
IIn Indien, wo die eigene musikalische Hochkultur intensiv gepflegt wird, ist die westliche Klassik noch nicht angekommen. Selbt das einzige grosse Orchester, das 2006 in Mumbai gegründete Symphony Orchestra of India ist in seiner Heimat nur bedingt zu Hause. Seine Mitglieder kommen aus der ganzen Welt, und das hat der Auftritt im Rahmen der „Migros Classics“ gezeigt:
International ist dafür auch das Niveau des grossen Klangkörpers.
Bericht am 21. 1. im „Landboten“ und hier im PDF
Anmerkungen zum Thema: PDF
Bild: © hb
ROSSINIS
DON JUAN
Rossinis letzte komi-
sche Oper „Le Comte
Ory“ zeigt einen Edel-
mann, der sich sogar in
Nonnentracht an die
Frauen heranmacht.
Das Stück ist aber ei-
ne raffinierte Schule
der Sinnlichkeit. Die
Inszenierung des
Theaters Biel Solo-
thurn, die in Winterthur
zu Gast ist, überführt
sie – bildschön und
klangstark ins Explizite
und zu einem Schluss,
der dem Text eigenwil-
lig zuwiderläuft.
Bericht im „Landboten“
und hier im PDF.
LIEBE. GIFT UND GALLE
Das Luzerner Theater präsen-
tiert eine köstliche Rarität von
Hector Berlioz. Dieser hat
nach dem Kolossalwerk „Les
Troyens“ noch eine leichte
Komödie geschrieben, deren
Thema er Shakespeares
Stück „Viel Lärm um nichts“
entnahm. „Béatrice et Béné-
dict“, so der Titel, führt ein
Paar vor, das sich spinnefeind
ist. Statt Liebesgesäusel gibt
es sarkastischen Schlag-
abtausch noch und noch, und
auch das Ja-Wort (Bild) am
Ende ist zynisch unterminiert.
Aber die Chancen stehen gut,
dass es hält, was es versrpicht.
Die Aufführung tut es in jeder
Hinsicht auch.
Bericht hier im PDF.
Bild: © Sabine Burger /TOBS
Bild: © Ingo Höhn / Luzerner Theater
„HALMELTMASCHINE“ – RATTERN INS UNGEWISSE
Mit dem Musiktheater, das Wolfgang Rihm zum berühmten Text des DDR-Autors Heiner Müller
schrieb, hat das Opernhaus ein kolossales Stück auf die Bühne gehievt. Es dominieren die Schlag-zeuger auf der Bühne und im Zuschauerraum, und Hamlet-Müller ist mit grossen Tonsprüngen und schreiend als Sänger, Schauspielerin und Schauspieler gleich dreifach auf der Bühne – eine grosse Anstrengung und enorme Leistung, die aber doch auch irgendwie verpufft.
Bericht im „Landboten“ am 26. Januar und hier im PDF.
Bild: © hb
Bild: © hb
Bild: © Philipp Zinniker / Theater Bern
KEIN SPRUNGTUCH FÜR TOSCA
Diesmal ist die Engelsburg so vergittert,
dass es für Tosca keinen Sprung ins
Leere oder die Freiheit geben kann.
Bleibt das „O Scarpia, avanti a Dio“ und
das Messer ins eigene Herz.
Die St. Galler Inszenierung von Puccinis
Oper über Kunst und Polizeiterror zielt
weniger auf die historische Begebenheit
und das reale Gesicht des Bösen hinter
der prunkvollen Fassade von Kirche,
Palast und schöner Morgenstimmung, als
auf die unmittelbare Expressivität
verdichteter Schauplätze, intensiver
Darsteller und Puccinis grossartiger
musikalischer Psychodramatik.
Bericht am 9. 2. in „Der Landboten“ und
ZRZ sowie hier im PDF.
EINE NEUE SENTA FÜR DEN HOLLÄNDER
Alle sieben Jahre sucht der Sage nach der Schrecken der Meere eine neue Frau, die ihn erlöst. Nie schafft es eine, alle gehen sie zugrunde. Schon nach gut drei Jahren steht im Opernhaus Zürich eine neue Senta auf der Bühne. Die Amerikanerin Meagan Millter geht es im Stück nicht anders, aber sie triumphiert als Sängerin in der für sie neuen Partie.
Die Besprechung in „Der Landbote“ und ZRZ am 15. 1. und im PDF. Besprechung der Premiere vom 9.12. 2012 im PDF.
ENSEMBLE OPERA NOVA
In der Philharmonia Zürich steckt nicht
nur ein Opern- und Konzertorchester,
sondern auch eines für das Spiel auf
alten Instrumenten und neu nun ein
Ensemble, das sich zeitgenössischer
Musik widmet. Mit welch grosser Kom-
petenz zeigte das Konzert mit Klaus
Hubers „Incisi“ und Salvatore Sciarrinos
„Lohengrin“ in ziselierten Klangwerken
der 80-er und 90-er Jahre .
Bericht am 19. 2. in „Der Landbote“
und ZRZ sowie hier im PDF.
Bild: © Toni Suter / Theater St. Gallen
Bild: © Dorendorf / Opernhaus
Bild: © Opernhaus
PAUSE FÜR THEODOR
Die Probenarbeit ist inten-
siv, auf der Bühne wie im
Stadthaus, aber es wächst
in diesen Tagen alles zu-
sammen, Musik und Szene
der Familienoper von
Fabian Künzli und Pamela
Dürr – ein Probenbesuch
zeigte: Teddybär Theodor
ist gut unterwegs nach
Tripiti, auch wenn er dabei
ins Schwitzen kommt. Gern
deponiert er in der Pause
seinen Bärenkopf um den
Menschenkopf darunter zu
kühlen.
Erste Eindrücke von der
„Reise nachTripiti“ am 20. 2.
im „Landboten“ und im PDF.
Weitere Bilder hier.
Bild: © hb
Bilder: © hb
Bilder: © Tina Edel / Theater Winterthur
Bilder: © Hans Jörg Michel / Opernhaus
Bild: © hb
Bild: © Iko Feese
RÜCKBLICK UND AUSBLICK
Mit schöner Konstanz beschliessen
jeweils Chor und Orchester des
Bayerischen Rundfunks unter der
Leitung von Mariss Jansons das
Lucerne Festival zu Ostern. Grosse
Werke standen auf dem Programm,
darunter das selten zu hörende Sinfo-
nische Poem „Die Glocken“ von Sergej
Rachmaninow.
Das Gedenkkonzert der Lucerne
Academy für Pierre Boulez machte
deutlich, dass 2016 für Lucerne Festi-
val eine Wegmarke bedeutet – weitere
Stichworte sind Riccardo Chailly, Salle
modulable und Dirigentinnen.
Bericht am 22. 3. in „Der Landbote“ und
ZRZ sowie hier im PDF.
Bild: © hb
Bild: © Kai-Uwe Schulte-Bunert
Bild: © pd
Bild, Wort, Musik Joseph, letzte Worte – Joseph Haydn in Spanien: Der Hochaltar der Kathedrale von Toledo. hb
Bild: © pd
LICHT INS NACHTSTÜCK
Einen rabenschwarzen Abend im wörtlichen Sinn präsentiert das Opernhaus mit Verdis «Macbeth». Ins Licht gestellt wird die finstere Psychodramatik des Mörderpaars. Tatjana Serjan ist die überragende Lady Macbeth. Bericht in „Der Landbote“ und ZRZ sowie hier im PDF.
Bild: © Monika Rittershaus / Opernhaus
NACHTSTÜCK UND TAGESSCHAU
Auch im Theater Basel kommen die Hexen nackt auf die Bühne, und die Raben gehören auch da ins böse Stück. Aber gegenüber der streng reduzierten Zürcher Inszenierung, die ganz psychologisches Nachtstück sein will, inszeniert Olivier Py die Oper als Welttheater, in das auch die Bilder der Tagesschau gehören. Das ist wohl mehr Verdi als das pure Kammerspiel, so der Eindruck. Aber die Verbindung des Phantastischen im Stoff des „Macbeth“ mit dem Realistischen hat auch ihre Tücke. Eine Besprechung der spannenden Premiere in Basel am 18. 4. in „Der Landbote“ und ZRZ und hier im PDF.
Welche Rolle hat der ermordete König Duncan im Stück? Keine bei Barrie Kosky in Zürich, eine eminente bei Olivier Py in Basel – ein Beitrag zum Vergleich der beiden Inszenierungen HIER.
Bild: © Sandra Then / Theater Basel
OPERNHEIMAT
Nikolaus Harnoncourts Karriere
als Operndirigent hatte ihre Basis
im Opernhaus Zürich, und dies hat
ihm viel an internationaler Aus-
strahlung zu verdanken. Es begann
mit Monteverdi, dann kam Mozart,
dann die Ausweitung des Repertoi-
res. Um die 35 Produktionen hat er
in Zürich einstudiert. An der letzten,
Mozarts „Idomeneo“, die in Graz
erarbeitet wurde, war er auch als
Regisseur beteiligt. Mit ihr endete
am 7. März 2010 Harnoncourts
Arbeit am Zürcher Opernhaus.
Am Gedenkanlass widmete das
Opernhaus ihm eine Aufführung der
9. Sinfonie von Ludwig van Beet-
hoven. Bericht am 19. 4. in
„Der Landbote“ und ZRZ sowie
hier im PDF.
Bild: © Opernhaus
Bild: © Thomas Entzeroth
WIEDERSEHEN MIT „DON CAMILLO UND PEPPONE“
Für viele ältere Besucher der Premiere im Theater St. Gallen war es ein „Déjà vu“. Don Camillo und Peppone respektive Fernandel und Gino Cervi sind eine Fernseh- respektive Kinolegende. Aber
ein Musical ist dann doch auch etwas ganz anderes: Szenisch grossartig und hervorragend gespielt, ist das Stück von Michael Kunze und Dario Farina ein spektakuläres neues Musiktheater: Grosser Jubel an der Uraufführung. Bericht in „Der Landbote“ und ZRZ sowie hier im PDF.
Bild: © Andreas J. Etter / Theater St, Gallen
Bild: © Tanja Dorendorf / Luzerner Theater
IM INTERIEUR
Das Opernhaus Zürich hat am
Wochenende gleich zweimal zur
Premiere geladen. Das Internatio-
nale Opernstudio bot im Theater
Winterthur Joseph Haydns „Orlan-
do Paladino“, das grosse Haus
Claude Debussys „Pelléas et Mé-
lisande“. Die beiden Werke stehen
an einer je eigenen Epochen-
schwelle. Gemeinsam ist ihnen nur,
dass sie ihre Handlungen an vielen
Schauplätzen spielen, und ge-
meinsam ist beiden Produktionen,
dass sie die Geschichten in einem
einzigen Raum erzählen und da-
mit dem grossen Trend der aktuel-
len Inszenierungskunst folgen, die
lieber Häuser baut, als Landschaf-
ten malt. Das Interieur ist aber
auch eine Technik, die der Innen-
schau dient, und beide Abende
leben von dichten musikalischen
Seelenbildern. Bericht „Orlando“
am 9. 5. hier im PDF,
„Pelléas“ am 10. 5. PDF hier.
Bild: © Toni Suter / Opernhaus Zürich
Bild: © Danielle Liniger / Opernhaus Zürich
175 JAHRE KONZERTCHOR HARMONIE – PETER KENNEL IM GESPRÄCH
Zur Jubiläumsfeier gehört auch eine Uraufführung von Alfred Felder – eine besondere Herausforderung für den Chor, den Peter Kennel seit sechzehn Jahren leitet. Er ist ein vielstimmiger Musiker, ein Tenor und Countertenor, dessen innere Stimme ihn zum Dirigieren
auffordert. Das Gespräch heute in „Der Landbote“ und ZRZ sowie hier im PDF
WALPURGISNACHT
Das Jubiläumskonzert am
Freitag in der ausverkauften
Tonhalle war ein Hoch auf die
Musik – mit einem Hymnus
auf ihre göttliche Harmonie
und mit dem wilden Feuer
ihrer dämonischen Kräfte.
Beethoven, Mendelssohn,
Brahms und Alfred Felder
steuerten das ihre bei zum
stimmigen Akkord dieses
Abends.
Mehr Bilder hier
Bericht am 30. Mai in „Der
Landbote“ und ZRZ sowie hier
im PDF
LIEBEN SIE BRAHMS?
– UND BEETHOVEN?
Die Antwort war mit Martin
Helmchen am Klavier und
Michael Sanderling am
Pult im Konzert des Musik-
kollegiums wieder ein klares
Ja für Brahms und sein Klavier-
konzert Nr.1. Ein „Ja erst
recht“ war es für Beethovens
Fünfte, die zuerst vollblütig
gegenwärtig war, dann vom
Komponisten Martin Wettstein
in eigenartiger Weise in die
Ferne projiziert wurde.
Der Bericht am 13. 5. im
„Landboten“ und hier im PDF.
Bild: © hb
Bild: © hb
Bild: © hb
SCHWEIZER IDYLL IM AUSLAND
Joseph Weigls Oper „die Schweizer Fa-
milie“ war einer der grossen Opernhits im
19. Jahrhundert. Eine Wiederbegegnung
mit dem vergessenen Werk gibt es am
diesjährigen Davos Festival – Young
Artists in Concert.
Ein Beitrag zur Oper hier im PDF.
Die Aufführungen der «Schweizer Familie»
finden am 12. und 14. August statt. Unter
dem Stichwort «Familienzonen» bietet
Davos Festival vom 6. bis 20. August
weitere originelle Beiträge mit Familien-
bezug unter Titeln wie Stammbäumchen
oder Stubete, Kinderzimmer und Landpartie,
Patchwork und Familienkonferenz.
Das musikalische Spektrum ist breit, es reicht
von der Bach-Familie bis Schubert, Bartok
und zum Ukrainer Valentin Silvestrov, dem
Composer in Residence des Festivals.
Zahlreiche Veranstaltungen bei freiem Eintritt
ergänzen das Hauptprogramm.
ZURÜCK AUF PLATZ 1 – AUF IN DIE ZUKUNFT
Mit David Zinman ging es in Sachen Mahler von 1 bis 10, und in einer CD-Box ist es bestens dokumentiert. Mit Lionel Bringuier steht das Tonhalle-Orchester jetzt wieder am Anfang: Die
Erste stand auf dem Programm des Konzerts dieser Woche, und im Oktober reist die Tonhalle mit ihr nach Südamerika und wird – so viel lässt sich nach der dynamisch explosiv, aber auch intim glühenden Wiedergabe schon jetzt sagen – für Furore sorgen.
Mitreisen wird auch Lisa Batiashvili, die mit ihrem kraftvoll, aber drucklos interpretierten Violinkonzert von Antonin Dvorak begeisterte. Sie überraschte und berührte auch mit einer speziellen Zugabe aus der Sinfonie „Aus der neuen Welt“.
Bericht in „Der Landbote“ und ZRZ sowie hier im PDF.
Mit „Le Sacre du printemps“ werden Lionel Bringuier und das Orchester am 14. September ihre letzte Saison in der Tonhalle vor dem grossen Umbau eröffnen. Das Modell des künftigen Ensembles aus Kongresshaus und Konzertsaal ist im Foyer ausgestellt.
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