ARTIKEL 2023 / II
ARTIKEL 2023 / II
Operettenlust im Gemeindesaal
Die Operettenbühne Hombrechtikon mit „Orpheus in der Unterwelt“ 2. September 2023
Die Aufführung hat Witz und Schmiss, Orchester, Ensemble und und Chor sind nach Kräften in Bestform. Jacques Offenbachs „Unterwelt“ ist ansatzweise ins Hollywood der Gegenwart versetzt, doch verleugnet Operettenbühne auch nicht die eigene grosse Tradition und holt die Kostüme aus dem Fundus – die Götter tummeln sich im wilden Klamottenmix in der Unterwelt.
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Aus dem Archiv
Musik, die Tote erwecken kann
150 Jahre Operette LB 21. 10. 2008
Bild: © Thomas Entzeroth
Zwei und vierzig Künstlerinnen
Luisa Splett und Daniela Janjic mit „Mut!“ in Winterthur 3. September 2023
Der dritte Abend der von der Pianistin Luisa Splett organisierten und gestalteten Konzertreihe war, wie sie selber vermerkt „eine assoziative Anordnung weiblichen Wirkens in Musik, Text und Bild“. Der multimediale Abend war geprägt vom interpretatorischen Können, berührender Musik und eindrücklicher Untermalung der musikalischen Werke durch biografische Hinweise, Zitate, literarische Spiegelungen und Bilder.
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Zur Konzertreihe „Mut!“ siehe auch PDF
Bild: © Herbert Büttiker
Mozarts Revolution
Saisoneröffnung des Musikkollegium 6. September 2023
Mit „Sein“ hat das Musikkollegium die Saison 2023/24 überschrieben. Als Schlüsselwerk stand Mozarts g-Moll-Sinfonie auf dem Programm des esten Abonnementskonzerts. Mit Jan Lisiecki kam ein phänomenaler Pianist ins Spiel und mit der Komponistin Diana Syrse bereicherte eine Uraufführung die von Roberto Gonzalez-Monjas energievoll geleitete Saisoneröffnung – ein festlicher Anlass, zu dem auch der traditionelle rote Teppich gehört.
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aus dem Archiv:
Mozart – die letzten Sinfonien – aus „Über allem die Liebe – 52 Mal Mozart“ PDF
Bild: © Herbert Büttiker
Die grosse Oper neben „Lohengrin“
Schweizer Erstaufführung von Joachim Raffs „Samson“ im Theater Bern
8. September 2023
Es gibt Wellen, die sich hochschaukeln und verebben, es gibt „Ausgrabungen“, die als reizvolle Facetten das Musikleben befruchten, und hier hat man es mit der Entdeckung eines Schaffens zu tun, das sich als Eigengewicht Bedeutung verschafft: das gilt für Joachim Raffs umfangreiches Schaffen und speziell für seinen „Samson“, der in den Jahren nach der Uraufführung des „Lohengrin“ in Weimar an eben diesem Ort konzipiert wurde.
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Bild: © Joachim-Raff-Archiv
Saisoneröffnung in der Tonhalle
Cellist Kian Soltani als Fokus-Künstler und Bruckners Neunte 13. September 2023
Mit Schumanns nach innen gewendetem Schwung und Bruckners Transzendenz der letzten Sinfonie begrüsste das Tonhalle-Orchester zur neuen Saison. Das Programm bot mit den zwei Hauptwerken der Romantik keinen lockeren Auftakt, aber grossartige Musik.
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Bild: © Gaetan Bally
Liebe als Backflash
Giacomo Puccinis „la rondine“ im Opernhaus Zürich 17. September 2023
Für Opernfans ist Puccinis selten aufgeführt lyrische Komödie „La rondine“ keine Unbekannte, aber sie erscheint doch eher selten auf den Spielplänen und für die Schweiz handelt es sich bei der Inszenierung von Christof Loy und Ermonela Jaho und Benjamin Bernheim als Protagonisten im Opernhaus um die Schweizer Erstaufführung. Dabei handelt es sich weder um ein Frühwerk, als Puccini die Welterfolge noch vor sich hatte, noch um einfach ein schwächeres Schwesterstück der berühmten Titel. Die lyrische Komödie, eine Geschichte der Nostalgie und Verklärung der grossen Liebe, entpuppt sich als ein Werk von eigener Temperatur, die der Dirigent Marco Armiliato im Gefühl hat. Sie verdient den szenischen und musikalischen Aufwand, mit dem das Opernhaus das Publikum zur Saisoneröffnung begeistert.
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Bild: © Monika Rittershaus
Biografisches Solistenquartett
Theater St. Gallen mit Verdis “Requiem“ in Winterthur 22. September 2023
Mit seiner spartenübergreifenden Produktion von Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“ eröffnet das Theater St. Gallen heute zusammen mit dem Musikkollegium und dem Theaterchor Winterthur die Saison 2023/24 im Theater Winterthur. Den Tag des jüngsten Gerichts sieht der polnischen Regisseur Krystian Lada als Situation, «in der man sein eigenes Leben nochmals von aussen sehen kann». Er findet in der jüngeren Geschichte für die vier Solisten Menschen, die angesichts ihres Todes mit einer besonders grossen Bürde unterwegs sind. In der Konkretisierung der Solopartien als Rollen geht die Inszenierung somit weit richtung Oper, aber sie bleibt auch abstrakt, skulptural und choreografisch genug, um den oratorischen Fluss der Musik nicht zu gefährden. Dafür erhalten die Interpreten, Solisten und Choristen, ein spezifisches Potenzial zur Identifikation, das auch der Musik als Ausdrucksenergie zufliesst. So ist die St. Galler Inszenierung eine musikalisch bezwingende Aufführung im Geist des Verdi-Theaters.
Änderungen gegenüber der Premiere in St. Gallen gab es in der Besetzung: Als grosse und berührende junge Verdi-Stimme zeichnete sch die Sopranistin Libby Sokolowski aus. Rolf Romei übernahm ganz kurzfristig die Tenor-Partie und lieh dem stummen Kollegen auf der Bühne die Stimme. Das Musikkollegium Winterthur und ab dem Offertorio auch der Chor waren hinter einem Vorhang auf der Bühne rückten musizierten gewissermassen in einem eigenen, gegenüber den über dem Orchestergraben agierenden Solistenquartett etwas entfernt wirkenden Raum, für die Balance nicht immer optimal. Die expressive Kraft des Vokalen, das die Solisten eindrücklich zu realen Menschen macht, hatte dafür leichteres Spiel.
Bericht der Premiere im Theater St. Galler vom 6. Mai 2023 hier im PDF
Bild: © Edyta Dufaj
Bild: © Edyta Dufaj
Neueröffnung im Zeichen der Diversität
Tobias Pickers Oper „Lili Elbe“ im Theater St. Gallen 22. Oktober 2023
„Umbau“ nannte sich das Provisorium des Theaters St. Gallen neben dem Stammhaus. Dieses ist am Wochenende nach Renovation und Erweiterung wiedereröffnet worden. Gezeigt hat sich mit der Uraufführung der Transgender-Oper „Lili Elbe“ des US-amerikanischen Komponisten Tobias Picker auch der Geist des Umbaus. Dort sang Papageno „Ein Männchen oder Weibchen“ und die Oper von Joseph Bologne Chevalier de Saint-Georges war fast vollständig einem People-of-Color-Team anvertraut. Das Kunstwort «Herstory» stand 2021/22 über der ersten Saison des neuen St. Galler Operndirektors Jan Henric Bogen. Zur europäischen Erstaufführung Oper «Breaking the Waves» der Komponistin Missy Mazzoli. Weitere Aspekte der programmatischen Operndramaturgie liessen sich aufzählen.
„Identitäten“ ist das Stichwort der neuen Saison, und mit dem Auftrag einer Oper über die dänische Ikone der Transgender-Community Lili Elbe an den US-amerikanischen Komponisten, führt die eingeschlagene Richtung auf einen Gipfel, der weit herum wahrgenommen werden dürfte, denn „Lili Elbe“ ergänzt den bunten Spiegel der Menschheitsthemen auf der Opernbühne um eine Facette, die so dezidiert in den Regenbogen leuchtet, wie wohl kaum eine zuvor. Dabei geht es um mehr als einen Beitrag zur Genderfrage . Musikalisch gewichtig und zugänglich strebt sie in der Spiegelung der biografischen Tatsachen nach der mythischer Leuchtkraft, die Oper ausmacht.
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Ein „Ring“ der Sänger und Darsteller
Richard Wagners „Götterdämmerung“ im Opernhaus Zürich 5. November 2023
Es war ein Statement von sichtbarer Konsequenz für den gesamten «Ring des Nibelungen» im Opernhaus, dessen letzter Teil nun eben Premiere hatte – mit grossem Erfolg für alle und einigen negativen Reaktionen, wenn das Regieteam die Bühne betrat. So einfach es klingt, so schwierig war die Aussage «Wir zeigen nicht, was der Riesenwurm unserer Meinung nach bedeutet, sondern wir zeigen den Riesenwurm.» In der «Götterdämmerung» ist nun auch das Seil der Nornen und der Augenblick, da es reisst, ein Ereignis, und auch die Götterburg Walhalla sieht man brennen. Aber wie es gezeigt wird, ist nun durchwegs eher eine Pointe, ein Aperçu, ein Zeichen als eine realistische Schauplatzgeschichte, und der «Ring» des Teams Andreas Homoki und Christian Schmidt hält sich gleichermassen fern von der Disney-Germanistik mit angeklebten Bärten wie vom Schein heutiger Lebenswelt im Milieu der Schönen, Reichen und Gangster.
Wir zeigten nicht, wie uns heute ein Wotan, ein Siegfried, Eine Brünnhilde in Paris, in New York, in Zürich und in der Presse begegnen würde, sondern wir zeigen Wotan, Siegfried und Brünnhilde. So könnte die Variation des erwähnten Statements lauten, die bedeutet, dass die Sänger und Sängerinnen ihre Rolle in der Partitur, in der Atmosphäre von Musik und Wagnersher Sprache finden und aus ihr heraus gestalten können – wie gesagt ohne angeklebte Bärte und germanisches Rüstzeug bis zur letzten Niete. Speer, Schwert, Trinkhorn, Ring und Tarnhelm sind aber durchaus die Requisiten die sich mit bürgerlichem Habitus arrangieren.
Alles in allem kann im Rückblick auf diesen neuen Zürcher «Ring» gesagt werden, dass er eine Inszenierung für Sänger-Darsteller ist, für hochkompetente Sopranistinnen, Tenöre und andere Register, die nebst Stimme den Teufel im Leib haben, der die Bühne beherrscht – und es ist ein «Ring» des musikalischen Geschehens, das nicht szenisch-optisch überfrachtet, sondern von der Szene illuminiert wird und sich famos entfaltet – so suggestiv und brillant, wie Gianandrea Noseda am Dirigentenpult die Energien steuert. Schliesslich kann gesagt werden, dass dieser «Ring», so wie das Wagner-Orchester der Bühne einen durchgehenden Stil vorgibt, die Inszenierung von einer ästhetischen Disziplin bestimmt ist, die Zusammenspiel von Szene und Musik in Balance hält und eine stilistische Einheit über alle vier Teile der Tetralogie begründet, mit it einem Wort, Bühnenkunst feiert.
Was nun die Sicht auf das komplexe Opus summum Wagners, betrifft, so ist davon auszugehen, dass es kein Zeigen ohne Deuten gibt, und selbstverständlich hat auch Andreas Homoki seine Sicht auf das Werk – nur, wie gesagt, hat er die Balance von Musik und Szene im Auge, nicht seine Meinung und nicht Wagners Ideologien voller grossartiger Ansprüche und Widersprüche, seine schillernde Persönlichkeit und Psychopathie, sondern sein Werk, wie es sich auf die Bühne bringen lässt.
Das Resultat einer Lesart des Werks liegt gleichwohl vor und wird eingelöst. Zwei Sätze aus dem Programmheft der «Götterdämmerung» seien zitiert, sie folgen der Beschreibung Siegfrieds als eines «unbedarften» Helden von naivem Vertrauen in eine Welt, von der er keine Ahnung hat, doch «eigentlich scheitert nich Siegfried an der gegenwärtigen Welt, sondern diese scheitert an ihm. Sein Untergang erweist die Nichtswürdigkeit der Verhältnisse … die Musik (der Totenklage) beschreibt die unendliche Trauer über eine Welt, in der alles Gute und Liebevolle immer wieder unter den brutalen Schlägen der Wirklichkeit zusammenbricht.»
Wäre nur nicht die Problematik des Lieben und Guten in diesem «Ring». Die Liebe als der finale Schwung der «Tetralogie» kann im melodisch-elegischen «Erlösungsthema» des Orchesters heraus gehört werden, aber kann es nicht auch als trauerumflorte Grabinschrift für den Helden und als Wehmut über dessen Verlust empfunden werden? Spricht es prospektiv oder retrospektiv? Musikalisches Empfinden ist mit Vorurteil behaftet. Nun sind Selbstmitleid und das, was im Ring als Liebe aufscheint, nicht so weit voneinander entfernt. Die inzestuösen Verhältnisse der Liebespaare sind bedenkenswert, und im Falle von Siegmund und Sieglinde ist Liebe als Selbstbespiegelung offen benannt. «Im Bach erblickt‘ ich mein eigen Bild – und jetzt gewahr ich es wieder: wie einst dem Teich es enttaucht, bietest mein Bild nun du!», singt Sieglinde, und ihre Stimme erinnert Siegmund an die eigen: «Ich hörte sie neulich, als meiner Stimme Schall im mir widerhallte im Wald.»
Wenn das Andere als das Echo des Selbst die Voraussetzung der Liebe ist, ist für die Akzeptanz des Anderen wenig Raum. Dieser Mechanismus liegt dem «Ring» zu Grunde, und es ist schwierig, im revolutionären Impetus Wagners über die Vernichtung des Bestehenden hinaus, das Andere und Neue einer Zukunft am Ende der «Götterdämmerung» zu fassen. Ob der Strohhalm des Erlösungsmotivs kräftig genug ist, um sich an ihm dem Sog in die Tiefe zu entziehen? Der neue Zürcher «Ring» setzt sich dafür ein, und für den Moment dieses grossen Wagner-Abends mochte man es glauben. (hb)
Besprechung „Götterdämmerung hier
„Der Ring“ im Opernhaus Zürich – die Besprechungen in einem Dokument hier
Bild: © Monika Rittershaus
Illusion, Als-ob und Abstraktion
„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer als Familienoper im Opernhaus Zürich
19. November 2023
Familienoper: Das ist selbstredend ein niederschwelliges Angebot im Reich der zeitgenössischen Oper. Die neue Produktion zeigt aber, dass sie im Stande ist, einen gemachten Stoff wie neu auferstehen zu lassen, damit zu unterhalten und zu berühren, mit Musik und Szene Klein und Gross zu fesseln. Das Opernhaus nimmt die Aufgabe ernst ohne Wenn und Aber. Es gibt ihr Raum auf der grossen Bühne und spart nicht an Einsatz und künstlerischem Potential. Dafür erlebt ein junges Publikum, dass Oper mit nichts zu vergleichen ist, dass auf der Bühne Illusion und Effekt mit dem Als-Ob und der Abstraktion wunderbar einher gehen und vor allem Gesang und Klang die Geschichte vom Ohr direkt ins Herz zu vermitteln vermögen. Mit der Komponistin Elena Kats-Chernin, der Regisseurin Kai Anne Schuhmacher und allen Beteiligten ist dem Opernhaus mustergültig gelungen, was „Familienoper“ ausmacht.
Besprechung im PDF hier
Bild: © Toni Suter
Disney und die Seele Afrikas
„The Lion King“ im Theater 11 Zürich 24. November 2023
Es war offenbar nicht einfach, diesen Löwen nach Zürich zu locken, aber jetzt ist er da und bleibt, bis es Frühling wird. Simba betritt als Löwenjunge im Theater 11 die Bühne und übt sich da im Brüllen, muss vom Vater aus schlimmen Situationen gerettet werden, tritt am Ende aber doch als König der Löwen in die Fussstapfen – man müsste hier von Pranken reden – des Vaters: „The Lion King“ ist in der als Original bezeichneten Tour-Version nach 2015 in Basel zum zweiten Mal in der Schweiz, und wieder begeistert die Show durch ihren unerhört fein ausgearbeiteten szenischen Auftrltt und ihr Musikalität, die aus Pop und Zulu eine Hommage an den Kontinent mach, auf dem die Menschheit ihren Anfang nahm und auf dem sie noch jung ist.
Besprechung im PDF hier
Bild: © Disney
Gern gesehene Gäste
„La traviata“ im Theater Winterthur 7. Dezember 2023
Das Staatstheater Augsburg war im März mit einem Gastspiel von Glucks „Orfeo“ gut für eine spezielle Attraktion. Das Publikum wurde per Virtual-Reality-Brillen in den Hades geführt – eine diskutable bühnenbildnerische Novität. Reale Präsenz ist der Trumpf des Theaters gegenüber dem Kino, und was jene Aufführung ausmachte, waren eben auch bewegende Gesangsmomente des Protagonistenpaars. Die koreanische Sopranistin Jihyun Cecilia Lee, die dem Augsburger Ensemble angehört, war die Euridice. Sie verkörpert nun auch die Titelfigur der grossen Verdi-Oper sehr eindringlich und für die enorme Partie mit Stimme und Interpretationskunst hervorragend ausgestattet. Auf derselben Höhe agierte in der Aufführung vom Donnerstag der Koreaner Sung min Song mit einem lyrischen und für die dramatischen Momente expansionsfähigen Tenor. Der Bariton Shin Yeo, auch er aus Südkorea, gab der Figur des Germont eine überraschend einfühlsame Statur, dies mit markigem, in der Höhe etwas limitiertem Bariton. Mit der Reihe der Nebenrollen, Chor und Extrachor sowie den Augsburger Philharmonikern hat die Aufführung in der Hand des Dirigenten Domonkos Héja
ein von grosser dynamischer Spannweite und Intensität geprägtes Format. Die Inszenierung (Eva-Maria Melbye, Regie, Marie ì Dali, Bühne, Aleksandra Kica) verlegt die Geschichte in ein modernes Milieu und übersteigert es mit künstlerischer Extravaganz, die da und dort auch forciert wirkt. Für Tänzerinnen und Tänzer gibt es viel zu tun, aber nicht dort, wo man auf ihren Einsatz wartet – die Chöre der Maskeraden im Finale des 2. Aktes sind gestrichen. Im übrigen ist die Partitur umgekehrt mit den sonst oft gestrichene Arienteile bemerkenswert vollständig zu hören.
Zu Verdis „La traviata“ aus dem Archiv: PDF
Bild: © Jan-Pieter Fuhr
Wieder im Schneesturm
„Heidi feiert Weihnachten“ im Theater Biel Solothurn 6. Dezember 2023
Die Produktion neuer Opern darf man sich ruhig als einen Gang durch stürmisches wetter vorstellen. Geschütze Räume gibt es da eher nicht. Eine Ausnahme ist das Theater Biel Solothurn, das dem Komponisten Fabian Müller und dem Autor Tim Krohn nach ihrem Aufsehen erregenden „Eiger“-Drama gleich einen neuen Auftrag gab – die Familienoper mit den Gestalten aus dem allbekannten „Heidi-Land“, und damit ein Gegenstück zum tödlichen Bergsteigerdrama. Dieses hallt aber nach im Schneegestöber, in dem Heid sich verirrt, und es setzt sich dagegen mit dem glücklichen Ausgang des Abenteuers, dessen Wärme und Helligkeit in den Weihnachtskerzen leuchtet.
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Aus dem Archiv: „Die Eigernordwand auf der Musikbühne –Fabian Müllers «Eiger» – Uraufführung der Oper im Theater Biel Solothurn“ PDF
Bild: © Konstantiln Nazlamov
Body Shaming verbannt, aber …
„Platée“ von Jean-Philippe Rameau im Opernhaus Zürich 10. Dezember 2023
Gut, die Nymphe lebt im Sumpf und ist sehr hässlich, und sie hält sich für sehr attraktiv. Verdient sie also den Spott? Und ist das lustig, wie das Ballet buffon von Jean-Philippe zu versprechen scheint? Nur weil auch sie die Liebe sucht, die bekanntlich blind macht? Nein sagt das Opernhaus Zürich. Die Regisseurin Jetske Mijnssen sieht in dieser Geschichte ein anderes „Shaming“. Platée ist der Stimmlage der Partie entsprechend keine Frau, sondern ein schwuler Mann. Die Oberfläche des Librettos wird für die Erzählung radikal frisiert, und die neue Geschichte rückt nur nach und nach ins Licht, das am Ende grell die Ausgrenzung des von der gesellschaftlichen Norm Abweichenden beleuchtet. Die Komödie ist da am Ende. Wobei die Komödie nicht vernachlässigt wurde – bunt und schräg geht es auf der Bühne zu und her, und vor allem ist da Rameaus musikalisches Feuerwerk, das die Komödie in Fahrt hält.
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Aus dem Archiv:Jean-Philippe Rameaus „Hippolyte et Aristide“ im Opernhaus Zürich PDF
Bild: © Toni Suter
Roberto Gonzalez-Monjas
Schön geht es weiter
Eine sehr erfreuliche Nachricht aus dem Musikkollegium – Roberto Gonzalez-Monjas hat den Vertrag bis Juli 2027 verlängert. Das ist schön für uns, wenn wir an die vielen Konzertereignisse zurückdenken und uns nun noch länger auf Weiteres mi ihm freuen können. Roberto ist ein Ausnahmemusiker und -mensch, und er ist viel gefragt. Selbstverständlich ist die Vertragsverlängerung nicht. Der Grund, den er selber in der Mitteilung zitieren lässt, ist ein grosses Kompliment an das Musikkollegium: «Ich fühle mich privilegiert, meine Zusammenarbeit mit dem Musikkollegium Winterthur bis 2027 zu verlängern! Das Musikkollegium Winterthur ist ein faszinierender Schnittpunkt zwischen hundertjähriger Tradition und kühner Moderne, ein Orchester von höchster Qualität, Raffinesse und Intelligenz, eine Institution, die sich für Exzellenz, Bildung und Gemeinschaft einsetzt. Ich könnte nicht stolzer darauf sein, zur Familie des Musikkollegium Winterthur zu gehören, und ich freue mich schon auf die nächsten Jahre des Musizierens, der Risikobereitschaft und der Inspiration.»
Fotoalbum Musikkollegium hier
Bild: © Herbert Büttiker