Von Verdi, der sich selten über Per-
sönliches ausliess und nicht zu den senti-
mentalen Künstlern zählt, gibt es, 1860,
folgendes Bekenntnis in einem Brief an
den Textdichter Francesco Maria Piave,
der ihm sechzehn Jahre früher auch die
Verse zu “I due Foscari” geschrieben
hatte: “Ich habe diese Kunst [der Opern-
komposition] verehrt und verehre sie
noch, und wenn ich mit mir selbst und
meinen Noten ringe, dann klopft das
Herz, die Tränen fliessen aus den Augen,
und die Ergriffenheit und die Freuden
sind unbeschreiblich; doch wenn ich dar-
an denke, dass diese meine armen Noten,
als Wesen ohne Verstand, einem Verleger
hingeworfen werden, der sie verkauft,
damit sie dann den Massen zum Pläsier
oder zum Spott dienen, oh, dann liebe ich
nichts mehr!”
Was während der von Verdi selber im Rückblick als “Galeerenjahre” bezeich-neten Schaffenszeit entstand, wird oft unter dem Aspekt der enormen Arbeits-leistung beurteilt: innerhalb von sechs Jahren, von der Uraufführung der “Foscari” am 3. November 1844 an gerechnet, kommen zehn neue Opern und eine Umarbeitung auf die Bühne.
Zu bedenken ist, dass der eigent-
liche Schaffensprozess längst nicht das
einzige war, was den Opernkomponisten
Zeit und Energie kostete. Die Wahl neuer
Stoffe, die Zusammenarbeit mit dem Li-
brettisten, die Verhandlungen mit den
Theatern, Auseinandersetzungen mit den
Zensurbehörden, Probenarbeit und zu-
weilen sogar die Überwachung von
Zweitinszenierungen der Werke, die ra-
sche Verbreitung finden, all das konnte
wohl Opernschaffen zum heillosen Ge-
schäft machen. Es gab denn auch zu jener
Zeit in Verdis Leben neben dem Elan sei-
ner künstlerischen Mission auch die
Kehrseite von Erschöpfung und Gereizt-
heil, Krankheil und einmal, im Falle der
“Alzira”, sogar die Verschiebung einer
Uraufführung aus gesundheitlichen
Gründen.
Nicht nur “Genieblitze“
Seit man sich mit den Werken aus jener
Zeit ernsthaft auseinanderzusetzen be-
gonnen hat und sie auf der Bühne wieder
erprobt, lässt sich nun aber, allen Vorur-
teilen entgegen, Werk für Werk die Er-
fahrung machen, dass offenbar auch in
der Zeit der “Galeerenjahre” der innere
Schaffensbezirk, das “Ringen mit mir
und meinen Noten”, von den Äusseren
Bedingungen unberührt war. Gerade die
„Foscari”, nach der Uraufführung von
„Ernani”, 9. März 1844, in Angriff ge-
nommen und bereits am 3. November
desselben Jahres im Teatro Argentina in
Rom uraufgeführt, sprechen deutlich ge-
gen die in der Verdi-Literatur noch nicht
ausgerottete Betrachtungsweise, die Vor-
urteil und entschuldigende Hinweise auf
die biographischen Umstände zu einer
scheinbar schlüssigen Wertung verbin-
den.
In der Partitur der “Foscari”
herrscht eine KIarheit der Konzeption,
eine Präzision in der Verbindung von
Dramaturgie und musikalischer Form,
gibt es eine Fülle prägnanter Einfälle,
konzentrierter Zugriffe (das rigorose
“Preludio” etwa als knappste Einstim-
mung in die venezianische Palasttra-
gödie), die einer Darstellung widerspre-
chen, wie sie etwa noch Hans Gal gibt,
der unter dem Stichwort “Genieblitze”
meint, Verdi habe zwar, “seit er dreissig
war, keine Oper mehr geschrieben, in der
nicht Höhepunkte echter Inspiration für
alles Zeitgebundene entschädigen“, aber
Bedeutungsvolles und Triviales,
Schwungvolles und Lahmes stehen über-
all nebeneinander“. Als einen der “Ge-
nieblitze” erwähnt auch er die berühmte
Szene des Jacopo Foscari im Kerker; die-
se Tenor-Szene beginnt, von einem
„kammermusikalischen” Largo von
dichter Zweistimmigkeit eingeleitet, mit
einem rezitativisch freien Allegro, das in
kühnen Strichen den delirierenden, von
einer Schreckensvision verfolgten Ge-
fangenen zeichnet, und es mündet in ein
klagendes und Mitleid heischendes Can-
labile, in einen jener melodischen Einfäl-
Ie, die von höherer Gnade sind.
Die Architektur eines Aktes
Gerade die Fortsetzung dieses Aktes
zeigt aber auch eindrücklich, dass ein
Höhepunkt wie die Tenor-Szene nicht
isoliert dasteht und die dramatische In-
tensität anhält. Auch sind die einzelnen
Nummern in einer musikalischen Archi-
tektur verbunden, die die Teile zum Gan-
zen verschweisst: Am Puls des Dramas,
ist Verdi auch innerhalb der Nummern-
oper bei der „Grossform”. Im 2. Akt der
„Foscari“ steuert die Dramaturgie der Auftritte die musikalische Architektur
von der Soloszene zum Duett (Sopran
und Tenor) über das Terzett (Auftritt des
Baritons) und Quartett (Auftritt des Bas-
ses) zum Mittelakt-Finale, das sich dann
über eine Chorszene im folgenden Bild
als grosses Tableau breit entfaltet.
In diesem architektonischen Bau zeigt
sich Zug für Zug die Genialität, die mit
klarer Rechenschaft über das Verhältnis
von Mittel und Wirkungsabsicht, mit
dem Ideal strenger Ökonomie zu tun hat.
So etwa, wenn das Duett zwischen Tenor
und Sopran duch einen der Urmomente,
des Theaters, die Wiedererkennungs-szene, eröffnet wird, wofür als Vorbereitung (Lucrezias Anrede an den Ohnmächtigen) die zarte Geste einer zweitaktigen Gesangsphrase genügt. Den Moment des Sich-Findens deutet eine “aufatmende”, chromatisch-innige Orchesterphrase von fünf Takten ebenso schlicht wie erschöpfend.
Ein besonders schönes Beispiel für
die “Angemessenheit” melodischer Ein-
fälle bietet dann der zweite Teil des Du-
etts, wo Verdi zu den Versen, die von der
Hoffnung sprechen, wenigstens das Exil
teilen zu können, einen melodischen Ge-
danken findet, der den Flügelschlag der
Hoffnung im Wechsel der Halben und
Achtel (im Charakter das Martiale im
Schlussduett des “Don Carlo” vorausah-
nend) geradezu figürlich ausdrückt. In
einer einfachen, aber um so eindringli-
cheren Steigerung schwingt sich die Me-
lodie in der Wiederholung über die Tak-
te: im Unisono der beiden Stimmen und
unterlegt vom Harfenarpeggio und lie-
genden Streicherakkorden.
Körperhafte Musik
Die hellsichtige Disposition ist auch ablesbar am Wechsel der
Tonlage mit dem Beginn des Terzetts.
Nach dem idealistischen Aufschwung, in
dessen Horizont das Paar Lucrezia und
Jacopo Foscari im Duett erscheint
(„Gattenliebe”, die im “Fidelio” noch
Gefängnismauem sprengt, hier, pessi-
mistischer, wenigstens für den Augen-
blick vergessen lässt), folgt mit dem Auf-
tritt Francesco Foscaris, des Dogen und
Vaters, die Überschwenglichkeit einer
kreatürlich-familiären Herzlichkeit, mu-
sikalisch in gewissem Sinn tiefer ge-
stimmt und doch auch wieder eine Stei-
gerung in der Beschleunigung zum Alle-
gro, das in den von Pausen durchbroche-
nen und sich repetierenden Floskeln
gleichsam körperlich das Herzklopfen
und Gestammel der Freude komponiert.
Die knappen Hinweise erschöpfen den
Reichtum auch nur dieses einen Bildes nicht; seine Tiefenwirkung beruht auf einer
Dialektik, die musikalisch erfasst ist und
szenische Gegenwart wird: einmal als
Gegensatz zwischen der düsteren Gefän-
gnisszenerie und der grellen Oberfläche
des Tages, die mit den Fetzen einer Bar-
carole auch musikalisch hereindringt;
und dann steht zwischen der Ausgelas-
senheit dieser Tanzmelodie und der fah-
len und ruppigen Musik für Jacopos Si-
tuation in doppeltem Kontrast der gera-
dezu festliche Wohlklang der mensch-
lich-innigen Begegnung.
Die Art und Weise, wie es der Musik
gelingt, das Geflecht von Gefängnis und
weltlosem Innenraum, von dunkelster
Wirklichkeit und Utopie zu gestalten,
lässt auch erahnen, inwiefern das “Melo-
dramma” mehr ist als oberflächenhafte
Situationsdramatik und Gefühlsäusse-
rung und worauf seine theatralische Fas-
zination beruht. Es ist „Welttheater” in
der Weise, wie es die Vorlage, das Stück
„The Two Foscari“ des Lord Byron, ist,
mit dem “I due Foscari” nicht nur im
Sinne einer Stoffvorlage verbunden sind.
Bei aller librettomässigen Umgestaltung
ist die Oper mit dem Werk eines Autors
verwandt, der bekanntlich den Dichter
des „Faust” faszinierte und seiner
Zelt selber als faustische Natur erschien.
Seine pessimistische Einschätzung der
Wirklichkeit, der Weltschmerz, hat die
Epochenstimmung ebenso getroffen wie
der genialische Freitheitsdrang und die
Exzentrik seiner Biographie. Auf die
Musiker der Restaurationsepoche war
seine Wirkung immens. In Frankreich
komponierte Berlioz seine Programm-
Sinfonie zu “Childe Harold's Pil-
grimage” (1834), in Deutschland schrieb
Schumann seine Musik zu “Manfred”
(1848/49), in Italien brachte Donizetti
Opern nach “Parisina” (1833) und “Ma-
rino Faliero” (1835), Verdi nach “The
Two Foscari” „The Corsair” (1848)
auf die Bühne, um nur auf das Bekann-
teste hinzuweisen.
Im Drama “Die beiden Foscari”, 1821
veröffentlicht, aber erst 1838 in London
uraufgeführt, wird die pessimistische Le-
bensschau in einer Metaphorik zum Aus-
druck gebracht, die ihre universelle Di-
mension mit formuliert, wenn es heisst:
“Auf etwas gründet unser ganzes Sein,
das wir nicht sind. Es ist, als ob wir
schon in einer andern, frühern Welt ge-
fehlt und dies die Hölle sei. Das beste ist,
dass sie nicht ewig währt.” –”D'un odio
infernale la vittima sono … piu figii, piu
trono, piu vita non ho!” (Opfer eines in-
fernalischen Hasses bin ich, Kinder,
Thron und Leben sind mir genommen)
sind die Worte des Dogen bei Verdi,
dessen Oper mit dieser verzweifelten
(An-)KIage schliesst.
Byron und Verdi
So offenkundig die Affinität Verdis
zum Byronschen Drama ist, was auch
Äusserungen belegen (“ein schönes Sujet,
zart und sehr pathetisch”), ist doch auch
der Abstand zwischen dem 1788 und dem
1813 Geborenen zu bedenken. Byrons
Griechenland-Expedition, früher noch
die Kollaboration mit dem Geheimbund
der “Carbonari”, der einen bescheidenen
und erfolglosen Auftakt zur Bewegung
des Risorgimento (für die Freiheit und
Einheit Italiens) inszenierte, waren die
abenteuerliche Politik eines Individuali-
sten und bei aller Sympathie des Aristo-
kraten für die politischen Ideale des Ri-
sorgimento kaum identisch mit dem bür-
gerlichen Ethos und dem sozialen Ver-
antwortungsgefühl, die Verdis politische
Haltung bestimmten. Auch war der pro-
vozierend-exzentrische Lebenswandel
des aus England exilierten Dichters kaum
mit den provinziellen Skandalen zu ver-
gleichen, die Verdi in der Enge Bussetos
erregte. Als “verfluchte Existenz” in die-
sem ausgeprägten Sinn dürfte Verdi sein
Leben kaum empfunden haben, und
doch muss er – schwarze Tage in seinem
Leben gaben ihm Grund genug –
bei aller lebenszugewandten Tatkraft
und leidenschaftlichen Ergriffenheit je-
nes Byronsche “Kainszeichen“ auf seiner
Stirn gefühlt haben, so dass es bis in die
Spätwerke die Frage der grossen meta-
physischen Abrechnung blieb, die hinter
den immer differenzierteren Charakter-
und Wirklichkeitsdarstellungen des “Re-
alisten” das Drama bewegte.
Auf das Verhältnis beider Sphären des Dramas ist Verdis eigene Einschätzung seines Frühwerks zu beziehen, wenn er von “zu grosser Eintönigkeit der Sujets wie “Nabucco“ und “Foscari” spricht, aber, indirekt, doch auch auf ihre Stärke hinweist: “Sie bieten höchst interessante Situationen, aber ohne Mannigfaltigkeit – auf einer einzigen Saite, einer hohen, wenn Ihr wollt, aber doch immer derselben.”
In der inhaltlichen Gewichtung fallen
Unterschiede zwischen dem Bühnen-
stück und der Oper auf. Die Zeichnung
ist bei Byron insgesamt schwärzer als bei
Verdi, wo nicht nur eine festliche Karne-
valsszene einen Kontrast setzt, sondern
die intensive Gefühlswärme der Figuren,
das Mitmenschliche als unverbrüchlicher
Wert, das Tragische verklärt. So folgt er
zum Beispiel Byron nicht, wenn dieser
Jacopos Heimatliebe “Weit besser
Asche hier, als anderswo ein lebend
Ding”) bis zur schroffen Lieblosigkeit
gegen die Frau treibt, die mit ihm das Exil
teilen möchte. Der Rat ist bei Verdi zwar
ebenfalls sture Gesetzesinstanz (mit
einem sich bei jedem Auftritt wiederho-
lenden Staccato-Motiv charakterisiert),
doch seine Ehrenhaftigkeit untermauert
die politische Chormusik, deren pa-
thetischer Schwung “Qui forte il Leo-
ne“) ihn mit positiven Zügen ausstattet.
Eine “Bariton-Oper“
Nach „Nabucco“ (Titelgestalt) und
“Ernani” (Don Carlo) bedeutete “I due
Foscari” nicht zuletzt eine Erweiterung
im Figuren- und Stimmbereich des Bari-
tons. Als “Bariton-Oper” kann “I due
Foscari” auch deshalb bezeichnet wer-
den, weil erstmals die “Scena ed aria fi-
nale“ des Baritons eine Verdi-Oper be-
schliesst. Schon in “Nabucco“ konzen-
trierte sich das Drama in dieser Stimmla-
ge (nach der grossen Bariton-Arie folgt
nur noch ein verhältnismässig kurzes Fi-
nale). Die musikalische Rolle des Nabuc-
co bedeutet den Pendelschlag zwischen
der hochfahrenden Kantilene des Tyran-
nen zur demütigen des Bekehrten, der als
Herrscher und Vater zugleich hand-
lungsfähig wird. König Carlo in “Erna-
ni”, Verdis fünfter Oper, projiziert in
Abwandlung zu Nabucco die Egozentrik
ins Private; nicht ein Jerusalem, sondern
eine Elvira will er erobern, und die
Wandlung, die mit seiner Wahl zum Kai-
ser zusammenfällt, lässt ihn die Politik als
Aufgabe überhaupt erst wahrnehmen.
Wieder ein anderer Fall ist Francesco
Foscari: Die Wandlungen Nabuccos und
Carlos liegen bei ihm sozusagen zurück.
Nicht mehr die Egozentrik, sondern der
Selbstverzicht, die Tugend der Loyalität ist hier das Problem Gegenüber seinen
Vorgängern Nabucco und Don Carlo, die
zu Lösungen finden, ist er die erste Herr-
schergestalt, die am Widerspruch zwi-
schen der persönlichen Sphäre und dem
Übergeordneten, das sie zu vertreten hat,
zerbricht. Dass sich damit eine funda-
mentale Erschütterung ereignet, ist zu
erahnen: eine Tragödie im Horizont der
“Trinität“ von Herrscher, Vater und
Sohn.
Als resignativer Charakter wird der
Doge bereits im ersten Akt eingeführt:
Seine Romanze zeichnet sich durch eine
Linienführung aus, deren Weichheit die
zahlreichen Fiorituren noch erhöhen. Im
anschliessenden Duett wird der Kontrast
zwischen diesem elegischen Ton und Lu-
crezias “Declamato con espressione“
zum dramatisch spannungsvollen musi-
kalischen Dialog. In der letzten Szene der
Oper, wo sich die Resignation in bittere
Anklage wendet, verändert sich die elegi-
sche Gesangslinie zur Deklamation, zum
kraftvollen Pathos des “Questa dunque e
l'iniqua mercede”, wo fast jede Silbe
einen Akzent erhält und die Noten
stimmliche Attacke fordern: In der
Trauer um den Verlust gewinnt der Doge
seine menschliche Kraft.
Herbert Büttiker
Copyright beim Autor
ZUM STÜCK
Byrons “venezianisches Stück”
beruht auf historischen Quellen und
schildert eine Episode um den Do-
gen Francesco Foscari, der 1423 er-
nannt wurde und bis 1457 herrschte.
Er musste zurücktreten, obwohl er
sich aus politischer Loyalität dem
Urteil des Rates angeschlossen und
der Verbannung seines eigenen
Sohnes zugestimmt hatte. Er starb,
als die Glocken die Wahl seines
Nachfolgers ankündigten.
Obwohl Jacopo Foscari, der Sohn
des Dogen, seine Unschuld bis zum
letzten Atemzug beteuert, wird er,
eines Mordes angeklagt und vom
Kleinen Rat der Stadtrepublik zu le-
benslänglicher Verbannung verur-
teilt. Der Doge lässt sich, obwohl er
an die Unschuld seines Sohnes glaubt, durch die flehenden Bitten von Jacopos Gattin Lucrezia nicht dazu bewegen, das Urteil abzuändern.
Im zweiten Akt sucht Lucrezia ihren
durch Folter und Kerkerhaft halb irr
gewordenen Mann auf. Auch der Vater besucht ihn im Kerker. Doch
im Ratssaal bei der Urteilsverkün-
Francesco Hayez (1791–1882): „I due Foscari“, 11852/54, Florenz, Galleria d‘Arte moderna
dung ist er wieder ganz der Doge.
Die Intervention Lucrezias,
die mit den beiden Kindern vor dem
Rat erscheint, vermag die Senatoren
nicht umzustimmen. Sie halten an
dem fest, was ihnen als Recht er-
scheint. Dass sie mit ihrem Urteil
bloss Handlanger des Senators Lo-
redano sind, der auf diese Weise
eine alte Rechnung mit den Foscari
begleicht, wissen sie nicht..
Dritter Akt: Es ist Karneval.
Im Kontrast zur Feststimmung
spielt sich die Trennungsszene ab.
Im Privatzimmer erreichen den Do-
gen drei Meldungen hintereinander.
Einer der Senatoren berichtet, der
wahre Mörder habe seine Tat ge-
standen. Gleich darauf kommt Lu-
crezia mit der Nachricht, dass Jaco-
po auf der Galeere gestorben sei.
Dann tritt der Kleine Rat ein und
fordert den Rücktritt des Dogen,
dem man unter den Umständen
nicht zumuten wolle, sein Amt wei-
ter auszuüben. Bereits läuten die
Glocken für seinen Nachfolger. Der
alte Foscari stirbt. Loredano notiert
in seinem Buch, dass Foscari seine
Schuld bezahlt habe.
Giuseppe Verdis „I due Foscari“
Der Essay „Tragödie im Horizont der Trinität von Herrscher, Vater und Sohn“ über Giuseppe Verdis „I due Foscari“ entstand im Zusammenhang mit einer erfolgreichen und unvergessenen Inszenierung der Oper im Stadttheater St. Gallen im Frühjahr 1990 und der Wiederaufnahme im September desselben Jahres. Erschienen ist der Artikel in der Beilage „Zeichen und Werte“ im „Landboten“ am 29. September 1990.
Hier aus Anlass der Neuinszenierung des Werks im Rahmen der St. Galler Festspiele 2015.
Tragödie im Horizont der Trinität
von Herrscher, Vater und Sohn